Heute haben wir die Gelegenheit mit den Geschäftsführern von Thobi Artist Management zu sprechen und einen kleinen Einblick in die Aufgaben einer Agentur zu erhalten, die nun neben dem bereits bekannten Geschäftsbereich des Artists Managements auch eine Licensing Agency betreibt.
Die Künstleragentur hat sich am Markt etabliert und vertritt viele namenhafte Künstler:innen.
Dennoch ist nun Zeit für etwas Neues. Es wird zukünftig neben Thomas Neuwerth zwei weitere geschäftsführende Gesellschafter geben, die wir euch hier gleich auch etwas besser vorstellen möchten.
Damit aber nicht genug, zum 01.10.24 wird der Firmensitz nach Hamburg verlegt, wo in diesem Rahmen am 29.09.24 auch ein wunderbares Konzert stattfinden wird.
Bereits vor dem Umzug nach Hamburg und dem offiziellen Neustart haben sich die Geschäftsführer dazu bereit erklärt, uns einen kleinen Einblick in Ihre Arbeit und auch in die zukünftigen Geschäftsbereiche zu gewähren.
Schön, dass ihr es möglich machen konntet euch die Zeit für dieses Interview zu nehmen und wir somit einen Blick hinter die Kulissen dieser spannenden Branche werden dürfen.
- Vielleicht könnt ihr euch und eure Aufgaben bei Thobi zunächst einmal vorstellen?
Thobi Artist Management wurde im Jahr 2022 von Thomas Neuwerth und Bianca Berndt-Patschank gegründet. Zum zweijährigen Jubiläum diesen Herbst gibt es einige Änderungen. Als neue Gesellschafter neben Thomas Neuwerth kommen Jo Quirin und die Cloud26 GmbH aus der Schweiz hinzu. Jo Quirin und Patric Scott werden mit 1.Oktober 2024 Co-Geschäftsführer neben Thomas Neuwerth. Der Sitz der Gesellschaft wird nach Hamburg verlegt und das Geschäftsfeld um eine Lizenzagentur für Bühnenwerke im Musicalbereich nach anglo-amerikanischem Vorbild erweitert. Das Unternehmen trägt fortan die Firma „Thobi Artist Management & Licensing
Agency“. Mit Herbst 2024 wird eine Zweigniederlassung im Kanton St.Gallen/Schweiz errichtet.
Natürlich möchten wir euch als Personen auch noch ein bisschen besser kennenlernen:
Thomas, vielleicht beginnen wir einfach mal. Du bist neben deiner Tätigkeit als Jurist und Kulturmanager ja auch noch im Vorstand von OFFstage Germany und warst lange im Aufsichtsrat der VBW, unterstützt schon lange mit deinem Know-How Künstler:innen und schreibst tatsächlich auch selbst Stücke.
- Wie kam es dazu und wie schaffst du es, all das miteinander zu verbinden?
Es hat mich immer fasziniert, mit Sprache zu spielen. Mit 12 habe ich mein erstes Theaterstück
geschrieben, mit 19 wurde der Film „Die Letzte Nacht“ mit meinem Drehbuch veröffentlicht.
Trotzdem habe ich zunächst Jura studiert und abgeschlossen, ein Studium das im Übrigen auch viel
mit Sprache zu tun hat. Zum Musical bin ich eigentlich per Zufall gekommen, weil ich im Bereich
Urheber-, Lizenz- und Vertragsrecht tätig war, und so kam es zu meinen ersten Produktionen als
Produktionsleiter. Dann machte ich noch ein Masterstudium in Kulturmanagement in Deutschland
und eine Ausbildung zum geprüften Dramaturgen am Internationalen Theaterinstitut der UNESCO.
Über acht Jahre im Aufsichtsrat der Vereinigten Bühnen Wien brachten auch viel Erfahrung. Schon
vor und auch während Corona kamen viele Kolleg*innen zu mir, die Probleme hatten - mit den
Theatern, in denen sie spielten, aber manchmal auch mit ihren Agenturen. Irgendwann reifte dann in
mir die Idee, dass man das besser machen könnte also so manch anderer.
Neben diesen Organisatorischen und Management-Arbeiten brauche ich aber auch etwas für die
rechte Gehirnhälfte und da habe ich wieder mit dem weitergemacht, was ich schon in meiner
Jugend begann – Stücke zu entwickeln. Zum Gück habe ich da einige spannende Mitstreiter*innen,
seien es jetzt Lyricist*innen oder Komponist*innen, gefunden, in Wien, Hamburg, der Schweiz,
London und New York. Und wie ich das verbinden kann, weiß ich auch nicht wirklich. Ich habe
keine Hobbies und machen selten Urlaub, vielleicht liegt es daran.
- Welche Stücke dürfen wir zukünftig noch erwarten?
„Lady by Night“ haben wir ja schon beim „Oberfringe“ diesen Frühling präsentiert, ein sehr
schönes Stück, das ich mit tollen Co-Autor*innen entwickeln durfte. Da werden derzeit Demos
gemacht, ansonsten ist alles fertig. „Gsiberger“, eine Musical-Comedy über einen Vorarlberger
Bergkäse-Vertreter, der vom Bregenzer Wald nach St.Pauli versetzt wird, schreibe ich gerade mit
dem lieben Patric Scott. Das wird sehr witzig und die Arbeit mit Patric ist nicht nur
hochprofessionell, sondern macht auch sehr viel Spaß. In London entwickle ich mit Marcel Miska
das Musical „How to love a Murderer“ nach einer Kurzgeschichte von ihm. Und dann gibt es noch
eine spannende Musical-Entwicklung mit dem Titel „Charlotte“, für das ich mit einer Komponistin
aus New York zusammenarbeiten darf und für das wir gerade mit Historikern in Berlin
recherchieren. Mehr darüber bald auf unserer Website.
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Lieber Jo, auch du bist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es darum geht als Autor/ Co-Autor in
Erscheinung zu treten. Bereits im Jahr 2009 hast du beschlossen als Autor für Theaterstücke neue
berufliche Wege zu gehen. Wenn man sich deine bisherigen Arbeiten anschaut erkennt man deutlich
einen Schwerpunkt bei historischen Themen: Seelenhändler (2018), Sherlock Holmes – Next
Generation (2019), Effi Briest (2022) oder Das kalte Herz (2023).
- Wie wählst du die Themen für deine Stücke aus?
Bisher kamen die Themen für meine / unsere Stücke immer zu mir. Ich habe mit dem Schreiben
angefangen, weil sich die Ideen bereits im Kopf aufgestaut haben. Es musste einfach heraus. Ich
weiß, dass viele Autoren sich mit bestimmten Ideen und Themen anders auseinandersetzen und
sich dann auf Spurensuche begeben. Bei mir ist es anders. Oft waren es Gespräche, Gedankengänge
von Kollegen, Situationen und oftmals auch Zufälle die zum Ziel führten. Nur einmal habe ich das
Auftragswerk „Seelenhändler“ angenommen. Aber auch da entwickelte sich die Geschichte aus
historischen Fakten und Fiktion. Es ist bei mir oft ein Schlüsselmoment, der das Kopfkino auslöst.
Das wäre ein gutes Thema für ein Buch, Schauspielstück oder Musical. Bang! Und dann rattert es
im Kopf. Momentan wartet noch ein Musical und ein Zwei Personendrama auf seine Uraufführung.
Da ist die Vorarbeit getan und es braucht jetzt das richtige Theater und die richtige Cast. Und drei
konkrete Ideen, sprich fertige Plots warten darauf zu Stücken entwickelt zu werden. Im Schnitt
wartet ein Stück 1-5 Jahre bis es auf die Bühne kommt. Bei „Sherlock Holmes-Next Generation /
Das Musical“ dauerte es sieben Jahre und drei überarbeitete Bücher bis zur Uraufführung.
- Kann man sagen, dass du ganz bewusst den Fokus auf historische Vorlagen legst oder war es
Zufall, dass sich das bisher so ergeben hat?
Das ist eher ein Zufall. Mein erstes Zwei Personen Stück „MS Meine Freiheit“ spielt in der jetzt
Zeit und ist ein Dramady über eine Nordkap Reise zweier Schwestern. Oder besser gesagt, die
Dramen und Irrungen die ich als Schauspieler auf dem Schiff erlebt habe. Fünf Monate auf engstem
Raum mit 2000 Gästen die unterhalten werden wollen sprechen da für sich. Ein Fellini Film in
Norwegen sozusagen. Jedoch stelle ich immer wieder fest, dass bekannte und klassische Themen es
leichter haben, in abgewandelter Form und neuem Gewand den Weg auf die Bühne zu finden. „Effi
Briest-Das Musical“ war erstaunlich leicht herauszubringen und auch international, in Südkorea, ein
Erfolg. Auch „Sherlock“ und „Das kalte Herz“ haben es mir relativ leicht gemacht.
Allerdings sind wir da ganz neue Wege gegangen. Ein Stück oder Musical eins zu eins zu
produzieren ist nicht so mein Ding. Ich komme von der „American Writing School“ und orientiere
mich da eher an Netflix Produktionen.
- Kannst du vielleicht auch schon ein wenig dazu verraten, auf was wir uns in Zukunft aus deiner
Feder freuen dürfen? Gibt es schon konkrete Pläne?
Als nächstes kommt ein Krimi Dinner Stück in Hamburg und Köln auf die Bühne;
„Prêt-à-Morter/Der letzte Schrei!“. Ein Mord in der Modebranche. Ganz anders im Stil, ganz anders
in der Krimi Form. Da habe ich mich aus dem Fenster gehängt. Mal sehen, wie dieser Stil beim
Publikum ankommt. Ich hatte mich mir dieser Idee für eine Ausschreibung hin beworben und den
Zuschlag als Autor / Regisseur bekommen. Ansonsten wartet „Hotline/Best in Town!“, ein Stück
über Sextelefonate auf seine Uraufführung. Eine wahre Geschichte, die mir ein Kollege in der
Maske so ́nebenbei erzählt hat. Danach wird es wieder dramatisch.
- Wie wirst du dich persönlich in die Arbeit bei Thobi einbringen, welchen Geschäftsbereich wirst
du zukünftig federführend übernehmen?
Also, die Weiterentwicklung neuer Theaterstücke bis zur Première liegt mir am Herzen. ABER, ich
habe gemerkt, dass mir der Austausch mit den Kollegen Spaß macht und dass ich nach 30 Jahren im
Beruf Gott und die Welt kenne. Was mich reizt, ist es diese Karte auszuspielen und die Kontakte zu
den Theatern, Intendanten, Dramaturgen und Regisseuren so zu vertiefen, dass eine enge
Vernetzung im deutschsprachigen und europäischen Raum weiter aufgebaut wird. Die Arbeit des
Agenten, der mit seinen Kollegen einen gemeinsamen, erfolgreichen Weg geht, bei gegenseitigem
Vertrauen. Vor dieser Aufgabe habe ich großen Respekt, aber sie reizt mich auch.
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Last but not least möchten wir natürlich auch über dich noch etwas mehr erfahren, lieber Patric.
Du bist ja selbst unter anderem auch als Musiker im Bereich Pop unterwegs. Außerdem darf man
dir auch noch gratulieren, denn du hast ja gerade erst dein neues Album „Till it happens to you“
released.
*Vielen Dank :-)*
- Möchtest du dazu vielleicht auch kurz etwas sagen? Was erwartet uns als Hörer:innen?
Meine Musik als Patric Scott ist Soul/Pop und auf dem neuen Album „Till it happens to you“
besinge ich Themen, die sehr persönlich sind. Persönlicher als sonst. Wie zum Beispiel der Song
„No Goodbye“ den ich für meinen Vater geschrieben habe.
Auf deiner Homepage kann man zudem nachlesen, dass du für alle deine Musikvideos die Stories
selbst erarbeitet und geschrieben hast.
- Wie muss man sich diesen kreativen Prozess vorstellen? Wie gehst du hier vor – von der ersten Vision bis zum fertigen Projekt?
Genau, ich schriebe die Konzepte und führe auch Regie in meinen Musikvideos.
Dies beginnt mit dem Inhalt des Songs. Anhand vom Thema schreibe ich dann das Konzept zum
Musikvideo. Es ist mir immer wichtig den Song mit dem Video zu unterstützen.
- Hilft dieser Prozess auch beim Schreiben und erarbeiten von komplexen Theater- und
Musicalskripten?
Komponieren oder ein Buch schreiben für ein Musical ist was ganz anderes. Da habe ich als erstes
die Vorstellung des Produzenten und auch die Geschichte, die auch einen wesentlichen Teil
automatisch vorschreibt.
Du wirst ja zukünftig hauptsächlich den Schweizer-Raum betreuen und die Zweigniederlassung
dort leiten. Mit „Heidi“ ist es dir ja schon gelungen das Schweizer Publikum in diesem Sommer zu
begeistern und sehr viel positives Feedback aus allen Richtungen zu erhalten.
- Darfst und kannst du schon etwas zu weiteren Planungen und perspektivischen Projekten sagen?
Wir sind bereits im Gespräch mit anderen Produzenten und Spielorten bezüglich HEIDI. Ich
schreibe bereits schon an einem neuen Musical Projekt.
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So verschieden ihr auf den ersten Blick doch wirkt, ihr alle brennt für die gleiche Thematik und
könnt alle jahrelange Erfahrungen im künstlerischen Bereich vorweisen. Wenn ich das jetzt richtig
interpretiere und zusammenfasse bietet ihr bei Thobi alles aus einer Hand und somit das “Rund-um-
Sorglos-Paket“.
- Können wir darauf vielleicht noch etwas näher eingehen?
- Welchen Mehrwert haben Künstler:innen, die durch eure Agentur vertreten werden?
Wir bezeichnen uns bewusst nicht als Künstlervermittlung so wie andere Agenturen. Denn wir
bieten Artist Management an, und das umfasst viel mehr als nur die Vermittlung von
Künstler*innen in einzelne Produktionen. Da geht es um eine allumfassende Betreuung. Mehr
findet sich in unserem „Mission Statement“ auf unserer Website.
- Wie wählt ihr die Künstler:innen aus, mit denen ihr zusammenarbeitet? Geht ihr proaktiv auf den
Künstler/ die Künstlerin zu oder ist es andersherum und ihr werdet angefragt?
Bisher haben sich die meisten unserer Artists entweder bei uns beworben oder sind durch
Mundpropaganda seitens zufriedener Kolleg*innen zu uns gestoßen. Wir besuchen aber natürlich
auch die jeweiligen Absolvent*innenvorsingen der staatlichen Musicalausbildungsstätten sowie der
privaten und ausländischen Musicalschulen.
- Wie kam es dazu den Geschäftsbereich zu erweitern und nun auch als Licensing Agency zu
fungieren, das ist ja ein Geschäftsfeld, was man hierzulande kaum kennt.
Das ist ja genau der Punkt. Licensing Agencies kennt man primär aus dem anglo-amerikanischen
Bereich. Unsere Erfahrungen und Skills haben uns auf diese Idee gebracht. Thomas ist seit rund 20
Jahren ua. als Urheberrechtsspezialist tätig, Patric und Jo haben schon einige spannende Musicals
auf die Bühne gebracht. Und wir kennen spannende Autor*innen in aller Damen Länder.
- Was genau sind hier eure Aufgaben?
Einerseits werden wir unsere eigenen Bühnenwerke vertreten, die wir schon bald auf unserer
Website thobi-licenses.net präsentieren werden. Aber wir werden auch andere neue Stücke aus dem
Musicalbereich vorstellen und zwischen Theatern und Autor*innen, die wir vertreten, vermitteln.
Dabei wollen wir keine Konkurrenz zu den renommierten deutschen Bühnenverlagen sein, mit
denen wir gerne zusammenarbeiten möchten, sondern eine sinnvolle Ergänzung.
- Welche Art von Stücken möchtet ihr gern auf die Bühne bringen und was ist euer Ziel dabei?
Wir sind ja auf Musicals spezialisiert. Und hier gilt es auch, den Ruf des Musicals im
deutschsprachigen Raum zu verbessern bzw. auf das Level zu bringen, das es im
angloamerikanischen Raum hat. Denn dort ist Musical absolut etabliert und wird genauso
ernstgenommen wie Oper oder Sprechtheater. Bei uns gilt das Vorurteil – auch bei der öffentlichen
Hand – dass Musical reine Unterhaltung wäre, die sich selbst erhalten könnte und keinen
künstlerischen Mehrwert hätte. Letzteres ist schlichtweg falsch und würde in New York oder
London auch niemand so sehen.
- Wie schätzt ihr die Entwicklung der Musicalbranche allgemein ein? Zeichnen sich hier Trends ab?
Die Entwicklung im deutschsprachigen Bereich verläuft nicht analog zu anderen Regionen der
Welt. Die Vielfalt ist hierzulande leider sehr eingeschränkt. Und aus dem oben angeführten Vorurteil
hierzulande, dass Musicals bloße Unterhaltung wären, die sich selbst erhalten sollen, trauen sich
viele Intendant*innen nichts Neues auf die Bühne zu bringen, sondern setzen auf bewährte Stücke,
von denen sie wissen, dass sie die Sitzplätze und die Kassen füllen, weil sie alle kennen. Das ist
nachvollziehbar, weil die öffentliche Hand als Fördergeber natürlich gerne schwarze Zahlen sehen
möchte. Aber es löst einen „Teufelskreis“ aus, weil es dadurch sehr schwer ist, neue Stücke zu
etablieren, auch wenn sie spannende, gesellschaftspolitische oder persönliche Themen zum Inhalt
haben.
- Nun noch kurz zu eurem Umzug und dem Neustart. Warum habt ihr euch ausgerechnet für
Hamburg entschieden? Ist es tatsächlich so, dass das „die“ Musicalstadt in Deutschland ist?
Es macht Sinn, in der Musicalhauptstadt Deutschlands seinen Sitz zu haben. Darüber hinaus sind ja
Patric und Thomas in der Schweiz und Österreich bestens vernetzt.
Ich danke euch von Herzen für eure Zeit und dieses spannende Interview.
Die Freude auf ein baldiges Wiedersehen und darauf gemeinsam mit euch am 29.09.24 beim großen
„Wir-ziehen-nach-Hamburg-Musical-Konzert“ - „Moin Thobi“ im „English Theatre of Hamburg“
eine große Umzugsparty zu feiern ist schon jetzt riesig