Ich durfte zwei wunderbare Menschen treffen und hatte das Vergnügen, mit ihnen über die bezaubernden Weihnachtsproduktionen zu plaudern in denen sie aktuell zu sehen sind.
Anna Luca Faradi und Dominik Tiefgraber bringen die zeitlose Geschichte von Ebenezer Scrooge, basierend auf Charles Dickens'
Klassiker, auf die Bühne.
Anna ist Teil der Tourproduktion von "Eine Weihnachtsgeschichte" und Dominik könnt ihr in der Produktion "Der Geist der
Weihnacht" im neu eröffneten Metronom Theater Oberhausen erleben.
Ich habe mit den Beiden über ihre Rollen, die Unterschiede in den Produktionen und ihre Erfahrungen auf der Bühne sprechen
können und dabei einige interessante Dinge erfahren...
1.
Könnt ihr euch bitte einmal kurz vorstellen und uns erzählen, wie ihr zum Musical gekommen seid?
Anna: Ich bin Anna Luca Faradi und komme aus Hamburg. Schon als Kind habe ich total gerne getanzt, gesungen und geschauspielt. Der Moment, der alles für mich verändert hat, war, als ich eines Tages "Das Phantom der Oper" in der 'Neuen Flora' in Hamburg gesehen habe – da wusste ich: Das möchte ich auch machen! Direkt habe ich mich darüber informiert, welche Möglichkeiten es für Jugendliche gibt, und bin auf das 'Young Talent Programm' gestoßen. Dort hatte ich wöchentlich Unterricht in allen drei Sparten. Nach dem Abi ging’s dann mit der richtigen Ausbildung los.
Dominik: Ich bin der Dominik Tiefgraber und spiele jetzt seit 2012 Musicals, Operretten und Schauspielstücke.
Dazu gekommen bin ich nachdem ich nach dem Sound of Music Kindercasting in Salzburg in den Salzburger Festspiel und Theater Kinderchor kam und dann von Wolfgang Götz (Chorleiter) und Philip von
Maldeghem sehr gefördert wurde.
2.
Welche Rolle spielt ihr in eurer jeweiligen Produktion und was macht diese Rolle so besonders für euch?
Anna: Ich spiele mehrere Rollen: Mrs. Hawkins, die Straßenlaterne, Lizbeth Fezziwig und Mary Cratchit.
Das macht total viel Spaß, weil jede Figur so anders ist. Dadurch kann ich ganz unterschiedliche Seiten von mir zeigen. Besonders spannend finde ich die Straßenlaterne – die ist einfach so
außergewöhnlich und komplett anders als alles, was ich sonst spiele.
Dominik: Ich spiele in Geist der Weihnacht den „Timmy“. Für mich macht es die Rolle sehr besonders, da sie das
Weihnachtsgefühl verkörpert. Immer freundlich, glücklich, und sehr zuversichtlich.
3.
Obwohl beide Musicals die gleiche Geschichte erzählen, gibt es sicherlich Unterschiede in der Inszenierung. Was sind einige der
signifikantesten Unterschiede, die ihr in euren Produktionen festgestellt habt? Könnt ihr dazu überhaupt etwas sagen?
Anna: Die Grundgeschichte ist natürlich dieselbe: Es geht in beiden Musicals um Ebenezer Scrooge und seine Reise der Erkenntnis. Der Unterschied liegt aber darin, wie diese Reise erzählt wird. In "Eine Weihnachtsgeschichte" sind es drei Geister – der Geist der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft –, die ihn begleiten. In "Der Geist der Weihnacht" übernimmt dagegen ein Engel diese Aufgabe und führt ihn durch die Stationen seines Lebens.
Dominik: Bei uns gibt es die 3 Geister der Weihnacht nicht. Scrooge und Marley werden in „Geist der Weihnacht“ vom
Engel der Weihnacht durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geführt.
4.
Tourproduktion vs. En-Suite-Produktion
Anna, du bist Ensemblemitglied in einer Tourproduktion, während du Dominik in einer En-Suite-Produktion spielst. Welche Vor-
und Nachteile seht ihr in diesen beiden Formaten?
Anna: Eine Tour bringt natürlich so ein paar Herausforderungen mit sich, die es bei einer En-Suite-Produktion nicht gibt. Jedes Theater und jede Stadt ist anders, und man muss sich ständig auf neue Gegebenheiten einstellen. Aber genau das mag ich total am Tourleben! Es ist super spannend, immer wieder neue Orte zu entdecken, und ich freu mich schon riesig auf die ganzen Weihnachtsmärkte und Städte, die wir sehen werden. Klar, das viele Reisen kann auch mal anstrengend sein, aber ich finde, es hilft, sich Zeit zum Ankommen zu nehmen und zwischendurch bewusst Pausen einzulegen.
Dominik: Ein großer Vorteil von En-Suite ist es immer auf der gleichen Bühne zu stehen und sich nicht immer auf neue
Begebenheiten einstellen zu müssen. Ein weiterer Punkt ist es nach jeder Vorstellung wieder in seine Unterkunft zurückkehren wo man sich eingelebt hat.
5.
Was sind für euch persönlich die größten Herausforderungen in eurem Job und speziell in eurer aktuellen
Produktion?
Anna: Es ist manchmal echt nicht so leicht, so lange von zu Hause weg zu sein - vor allem in der Weihnachtszeit, wo man normalerweise viel Zeit mit Familie und Freunden verbringt. Aber ich habe das große Glück, richtig tolle Kolleg*innen an meiner Seite zu haben. Der Zusammenhalt bei uns ist einfach super, und das macht es mir viel leichter. Es fühlt sich fast schon wie eine kleine Familie an.
Dominik: Für mich als Timmy ist die Körperlichkeit zu finden und auch während der Show zu behalten das
„schwierigste“, weil sich mein Körper ja auch jeden Tag ein bisschen anders anfühlt, vielleicht zwickt mal was, an anderen Tag fühlt man sich frisch.
6.
Wie verlief die Vorbereitungs- und Probenzeit? Wie habt ihr eure Charaktere entwickelt und wie geht ihr in der Rollenarbeit
allgemein vor?
Anna: Schon bevor die Proben überhaupt losgehen, mach ich mir viele Gedanken über meine Rollen – zum Beispiel, was sie für einen Hintergrund haben, wie ihre Beziehungen zu den anderen Charakteren sind und wie sie sich im Stück entwickeln könnten. Aber so richtig tief wird’s dann erst während der Proben. Vor allem das Zusammenspiel mit den Kolleg*innen ist da total wichtig. In diesem Prozess wachsen die Rollen erst richtig, und genau das finde ich so spannend und kreativ an der Arbeit.
Dominik: Wir hatten ja nur 14 Tage bis zur Preview, was für Musical sehr kurz ist, was bedeutet mehr zu Hause nachzuarbeiten. Wir sind aber als Ensemble so schnell zusammen gewachsen
und durch die tolle Leitung von Dirk Schattner super schnell durch das Stück gekommen.
7.
Habt ihr Lampenfieber vor einer Vorstellung?
Anna: Lampenfieber hab ich meistens nur bei den ersten Vorstellungen von einer neuen Produktion oder wenn Freunde und Familie im Publikum sitzen. Aber das legt sich eigentlich immer ziemlich schnell, sobald ich auf der Bühne stehe. Da fühl ich mich einfach wohl und kann die Show richtig genießen.
Dominik: Nein, das hab ich nach so langer Erfahrung nicht mehr.
8.
Gibt es im laufenden Showbetrieb spezielle Techniken oder Rituale, die ihr anwendet?
Anna: Vor jeder Show kommen wir alle zusammen und machen einen Circle. Das ist ein sehr schöner und wichtiger Moment, weil wir da als Team nochmal zusammenkommen und uns gemeinsam auf die Show einstimmen. Es gibt mir immer so einen kleinen Energieschub, bevor es dann auf die Bühne geht.
Dominik: Ich versuche immer 1 ½ h bis 2 h vor der Show im Haus zu sein. Mich körperlich und stimmlich aufzuwärmen,
danach dann in die Maske und ins Kostüm.
9.
Wie ist es in einem Familienmusical zur Weihnachtszeit zu spielen und gerade Kinderaugen zum Leuchten zu bringen? Gibt es
besondere Momente, die euch jetzt schon in Erinnerung geblieben sind?
Anna: Für Kinder zu spielen ist wirklich was ganz Besonderes. Ich kann mich noch genau an meine ersten Theaterbesuche erinnern – diese Magie, die man als Kind spürt, hat mich total fasziniert. Und jetzt zu sehen, wie die Kinder mit leuchtenden Augen das Stück verfolgen, ist einfach unglaublich schön. Es erinnert mich jedes Mal daran, warum ich diesen Beruf so liebe.
Dominik: Da wir erst Premiere hatten kann ich dazu nicht viel sagen, ich merke aber die Reaktionen von unseren
Kinderkolleg*innen, die auf der Bühne schon verzaubert sind von dem was passiert.
10.
Was denkt ihr, ist die wichtigste Botschaft von "Eine Weihnachtsgeschichte" bzw. "Der Geist der Weihnacht", die ihr dem
Publikum vermitteln möchtet?
Anna: Die wichtigste Botschaft ist für mich, dass jeder die Fähigkeit hat, sich zu ändern – so wie Ebenezer Scrooge.
Aber der erste Schritt muss von uns selbst kommen: Wir müssen die Chance ergreifen, ein besserer Mensch zu werden. Die Geister zeigen ihm den Weg, doch am Ende liegt es allein an ihm, ob er diese
Möglichkeit nutzt. Diese Botschaft erinnert uns daran, dass es nie zu spät ist, etwas zu verändern – sowohl für uns selbst als auch für andere.
Dominik: Ich glaube, dass es wichtig ist, sich Zeit für sich und seine Liebsten zu nehmen. Zu Weihnachten bietet sich
dass immer an, weil man gemeinsam in der warmen Wohnung den Schneeflocken zusehen kann und gemeinsam die Zeit genießt.
11.
Wie bringt ihr die Weihnachtsstimmung in eure Aufführungen und in eure persönliche Vorweihnachtszeit? Was darf bei euch an
Weihnachten nicht fehlen?
Anna: Ich habe einen kleinen Weihnachtsbaum in meinem Hotelzimmer und wir haben auch jede Menge Weihnachtsdekoration, die wir in unserer Garderobe aufstellen. Das sorgt sofort für eine festliche Stimmung. Außerdem vermisse ich total das Schmalzgebäck vom Hamburger Weihnachtsmarkt – das gibt’s im Norden immer und gehört einfach zu Weihnachten dazu. Leider habe ich bisher noch nichts gefunden, was da so richtig mithalten kann.
Dominik: Das ist schwierig zu sagen, weil Weihnachten für viele Kolleg:innen jedes Jahr anders abläuft für mich auch, deswegen versuche ich zumindest kurz meine Familie zu sehen.
12.
Nun möchte ich mich, wenn schon möglich, gerne noch kurz mit dem Geist der zukünftigen Weihnacht austauschen. Wo können wir euch nach der Weihnachtsproduktion auf der Bühne erleben? Gibt es
bereits neue Projekte oder Produktionen, auf die ihr euch freut und von denen ihr erzählen könnt?
Anna: Wie es nach der Weihnachtsproduktion weitergeht, steht noch nicht ganz fest, aber ich freu mich total auf alles, was kommt! Es ist immer spannend, neue Herausforderungen und Projekte zu entdecken, und ich bin echt neugierig, was die Zukunft so bringt.
Dominik: Ich werde danach als "Aladin" in der gleichnamigen Produktion bis Ende April durch Österreich und
Deutschland touren.
Vielen Dank für eure Zeit und das spannende Interview! Es war mir eine Freude, mit euch zu plaudern und einen kleinen Einblick
in eure Arbeit und eure aktuellen Produktionen zu erhalten.