Interview (vom 29.02.2024) mit Alexander Irrgang
Aktuelle Engagements:
Jan in „Operette für zwei schwule Tenöre“
- ab 21. Februar 2024 (Schmidtchen Hamburg)
- vom 08. - 15.Mai 2024 (BKA-Theater Berlin)
- und noch einmal im Juni 2024 (Schmidtchen Hamburg)
Erich in „Villa Haar“
im April 2024 (Kleines Theater Haar)
Kürdchen/ Wache Olaf in „Die Gänsemagd“
ab dem 10. Mai 2024 bei den Brüder Grimm Festspielen in Hanau
Lieber Alexander, erst einmal vielen Dank an dich, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst und uns ein paar Fragen zu dir und deinen aktuellen bzw. kommenden Engagements beantworten möchtest.
Wie wir eingangs schon erwähnt haben, hast du ja schon einen sehr vollen Terminkalender bis Mitte des Jahres. Es handelt sich ja auch thematisch um grundverschiedene Stücke/ Produktionen.
Wie geht es dir als Künstler damit? Ist es schwierig „umzuschalten“ und sich auf die jeweilige Rolle einzulassen?
Nun, als Erich in “Villa Haar” bin ich tatsächlich eher ein wenig im Hintergrund und unterstütze die wunderbare Leistung meiner Kolleg:innen.
Jan in der “Operette für zwei schwule Tenöre” ist da natürlich wesentlich aufwendiger, wenn es darum geht, die Konzentration nicht zu verlieren. Soweit fällt mir das “umschalten” leicht, aber
ich habe bis jetzt auch immer ein bisschen Zeit zwischen den Figuren gehabt. Wenn ich Montag Erich spielen müsste und Dienstag Jan, dann kann das natürlich auch schon anders aussehen.
Aber da bei mir auch viel damit zusammenhängt in welchem Raum und mit welchen Leuten ich spiele, ist es grundsätzlich etwas leichter, weil es ja grundauf andere Häuser und Besetzungen sind.
Wie hast du dich auf die aktuellen Rollen vorbereitet? Was war/ist besonders herausfordernd?
Mit jeder Produktion die ich machen darf, verändert es sich. Ich lerne ja stetig dazu, was Schaupiel oder Gesang betrifft.
Das Neugelernte umzusetzen ist mit einer neuen Rolle für mich etwas leichter, als mit einer Rolle, die ich bereits spiele.
Ansonsten lerne ich meinem Text, lese gründlich das gesamten Skript, schaue wo etwas über meine Figur geschrieben wird und mache mir meine Gedanken zu Haltung etc. die “unsichtbare Arbeit”
eben.
Vieles entsteht aber natürlich in den Proben oder, zumindest bei der Operette, mit dem Publikum. Wenn man dann einfach probiert und schaut, was sich richtig und gut anfühlt, oder der/die Regisseur:in möchte. Im besten Falle funktioniert beides als ✨Symbiose✨.
Hast du vor einer Vorstellung spezielle Routinen/ Rituale?
Ich gehe gern die gesamte Bühne ab um mich mit allem vertraut zu machen und mich darauf einzustellen, dass meine “Welt” gleich hier stattfinden wird. Das hilft mir, um in den Moment zu kommen.
Und atmen nicht vergessen. Haha.
Hast du (manchmal) Lampenfieber? Wenn ja, wie gehst du damit um?
Ab und zu. Meistens, wenn ich weiß, dass Leute im Publikum sitzen, die ich kenne. Und bei der ersten Show. Danach legt sich die Aufregung aber meistens.
Bei Auditions schießt mein Puls durch die Decke. Aber irgendwie nur solang, bis ich durch die Tür gehe und die Leute begrüße, die die Audition abhalten.
Was machst du in deiner Freizeit? Worin/ Wobei findest du einen Ausgleich zu dem sicher oftmals stressigen Job?
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie in Leipzig oder lese gern Bücher.
Wenn ich zuhause bin, dann fahre ich fast täglich zu ihnen. Ich bin zum Glück nur 20 Minuten mit der Tram von ihnen entfernt. Das gibt mir wahnsinnig viel Kraft!
Premiere oder Derniere? Was ist für dich persönlich aufregender und warum?
Premiere! Definitiv. Nach langer Probenzeit lässt man das Schiff ins Wasser und schaut ob es schwimmt oder kentert. Man kennt ja nur die Perspektive von den Leuten die daran gearbeitet haben.
Und dann kommt auf einmal das Publikum dazu und bewertet es von außen.
Dernieren sind meistens witzig, finde ich, weil die bekannten Dernieren-Gags immer dabei sind. Da ist man natürlich etwas angespannt, weil man nicht Lachen darf, wenn irgendjemand einen Schabernack treibt.
Heute hier, Morgen da... Der Beruf bringt ja viele Ortswechsel und damit auch neue Gegebenheiten und neue Menschen mit sich. Fällt es dir leicht, dich darauf einzulassen?
Ja, ich finde schon. Es kommt immer auf die Unterbringung an.
In einem Hotel lässt es sich ein paar Tage gut aushalten, aber ab einem gewissen Zeitraum ist eine Wohnung wesentlich besser, weil man ja auch kochen möchte und nicht immer das Geld hat, um auswärts essen zu gehen.
Was die neuen Menschen angeht… Ich mag es sehr, neue Bekanntschaften zu machen. Durch meine Arbeit habe ich Leute aus z.B. Peru, Australien oder Schweden kennengelernt und das finde ich fantastisch. Ich habe bis jetzt aus jeder Produktion mindestens eine längere Freundschaft gewonnen und das ist eine gute Bilanz, finde ich.
Spielst du lieber ernste oder lustige Rollen? Was macht für dich persönlich daran den Reiz aus?
Hm…Lustige Rollen finde ich etwas reizender, wegen des Timings. In comedy it is all about timing, und das jedes Mal zu treffen, ist alles andere als leicht. Das würde ich wirklich gerne weiterlernen und üben.
Wenn du selbst ein Stück schreiben/ produzieren würdest, welche Thematik würdest du aufgreifen?
Irgendwas mit Daddy Issues
Was war der Schlüsselmoment in deinem Leben, der dich dazu bewegt hat, Künstler zu werden?
Mein ehemaliger Gesangslehrer Nico Müller. Er hat mich auf die Idee gebracht, dass man das überhaupt studieren kann und damit war der Weg für mich schon klar. Es gab trotzdem Momente wo ich mich gefragt habe, ob ich das wirklich möchte, weil man ja immer zu hören bekommt, dass es ein unsicherer Beruf ist und man erst “was ordentliches” lernen soll. Aber spätestens mit dem Anfang vom Studium wusste ich, dass es die Kunst wird. In welchem Medium auch immer das auf lange Sicht sein wird.
Gibt es Jemanden, der dich auf deinem bisherigen Weg inspiriert hat?
Georg Preuße/Mary. Als ich auf die Videos von ihm/dieser Figur gestoßen bin, war ich hin und weg. So eine beeindruckende Show. Genau wissen wie man etwas inszeniert, das Publikum „gewinnt” und mega viel Spaß dabei hat.
Ganz, ganz großes Idol. Auch weil sowohl lustige als auch ernste Sujets behandelt werden und es nicht nur um Belustigung geht. Die steht natürlich im Vordergrund, aber Preuße weiß einfach wie es geht und weiß genau, wie man die ernsten Thematiken behandelt und wo man sie platziert.
Welche Rolle/n steht/ stehen noch auf deiner Bucket-List? Gibt es für dich so etwas wie eine Traumrolle?
Derzeit bin ich absolut vernarrt in die Idee einmal Orpheus aus “Hadestown” zu spielen. Das wäre tatsächlich gerade eine Traumrolle. Das gesamte Werk ist so überwältigend und da würde ich gern
hineintauchen wollen.
Ansonsten steht Judas auf Platz 2. Die Rolle zu spielen wäre wirklich ein Engel-singen-aus-dem-Off-Moment.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Hoffentlich in einer größeren Wohnung. Gerne mit Badewanne.
Beruflich…keine Ahnung. Ich möchte in Leipzig einen Musicalverein gründen, der sich mit neuen Stücken und Workshop-Inszenierungen auseinandersetzt. Ich hoffe, dass ich in 5 Jahren behaupten
kann, dass ich das geschafft habe und dieser Verein noch besteht und erschafft.
Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Wir wünschen dir alles erdenklich Gute und sehen dich hoffentlich bald
live auf der Bühne.